Schussbuch

Das Schussbuch von Wilhelm Bruns 1905 - 1924 
 


 


 

     

 

 

Ein alter Schrank wird auf dem Flohmarkt verkauft. Irgendwo hinten in einer Schublade liegt ein Buch.

Der neue Besitzer fragt  seinen Kollegen, der Jäger ist, ob er damit was anfangen kann.

 

 

 


Wilhelm Bruns hatte von 1905 an seine persönliche Strecke für jeden Jagdtag aufgeschrieben.
Vieles deutet darauf hin, dass er Lehrer und in der Zeit von 1899 - 1924 Chorleiter und Organist 
der Kantorei der St. Ludgeri Kirche in Norden war.
Er hatte die Jagd in Leezdorf gepachtet, eventuell auch als Mitpächter in Bedekaspel, zusammen mit Iderhoff und Johann Peters aus Forlitz-Blaukirchen.
Die Pacht in Bedekaspel betrug von 1915-1921 im Jahr 205 Mark. Nur die Hälfte kam durch Wildbreterlös wieder herein.
Anders in Leezdorf von 1907 bis 1913. Hier blieb in der gesamten Zeit ein Überschuss von 56,70 Mark.
Die Pacht betrug 500 Mark im Jahr, davon zahlte Dr. Ippen 200 Mark. 

Das Durchschnittsentgelt eines Arbeitsnehmers betrug 1910 jährlich 1078 Mark oder im Monat 90 Mark.
 


 

Der Krieg beeinflusst natürlich auch die Jagd. Anscheinend durften vor dem Krieg Fahrräder nicht zur Jagd benutzt werden.

 

 

Trotzdem scheint es aus heutiger Sicht verwunderlich,
dass längst nicht alles einfach durch den Krieg völlig anders wurde.

Der Küstenschutz verbietet bis auf weiteres
am 19.Juli 1915 die Jagd auf den Inseln.

Die Höchstpreise für Wild werden festgelegt vom Stellv. Reichskanzler: Hase mit Fell 5 Mark, ohne Fell 4,50 Mark, Fasan 3,50 Mark.

Das sind die Preise für den Kleinhandel.
Wird das Wild direkt an den Verbraucher abgegeben,
darf der Hase mit Fell nur 3,75 Mark kosten.

Für den Handel ist das Wild also teurer.

 

Bruns schreibt am 7. Januar 1916:

„ Der Regen ist fürchterlich, Jagd ist kaum möglich“.

Es waren in 3 Tagen fast 100 Liter auf

den Quadratmeter gefallen.

Die Schulen blieben bis Mitte Januar geschlossen.

Auch heute fallen diese Regenmengen.

Die Entwässerung ist aber viel weiter fortgeschritten.

Das weite Flächen unter Wasser stehen, 

würde bei den Regenmengen nicht passieren.

Die Zeitung schreibt, nächstes Jahr sind alle Jagden

wohl Hasenrein.

Tatsächlich ist der Bestand die nächsten zwei Jahre

etwas geringer, ob es tatsächlich mit dem Wasser

zu tun hatte ist fraglich.

 

 


                                                                         


 

 

  Bruns beschreibt die Begutachtung der

Deutsch Kurzhaarhündin  Patty vom Freikorps am 12. August 1918.

U.a.Schnelligkeit gut,  Appel gut,  Ausdauer gut,

Fährtenarbeit ungenügend, Wasser kaum genügend.

 


 

 

 

Die Währungsreform wirft ihre Schatten voraus. Es ist keine gute Zeit. Mehrfach schreibt Bruns von Wilddieberei.

Es sind andere aus dem Dorf, aus heutiger Zeit fast verständlich, dass sie versucht haben

sich zusätzlich etwas zum Essen zu beschaffen. Auch Bruns versucht erst sich gütlich zu einigen.

Später werden die drei auf Antrag von Wachtmeister Hoffmann Marienhafe zu je 15 Mark verurteilt.

 

Am 5. September 1923 nimmt er für 5 Rebhühner 510000 Mark ein.

135 Millionen kostet am 12.9. ein Dollar. Es ist schwer Patronen zu kaufen.

Bruns notiert genau wieviel Patronen er verbraucht. Für 50 Stück Wild in 1923 trägt er 77 Patronen ein.

Am 11. November hat er Ausgaben in Höhe von 40 Milliarden, am 2.Dezember

Einnahmen in Höhe von 1050 Milliarden und Ausgaben von 600 Milliarden.

Am 14 Januar sind die Zahlen bei 1 Rentenmark.

 

 

 

 

 

                                                                     

 

Leider ist aus seinem Schussbuch nicht die Strecke des Reviers zu erkennen sondern „nur“ seine persönliche.

Trotzdem lassen sich gravierende Unterschiede zu heute erkennen.

Leezdorf  2014   rund 800 Hektar , Bejagung  Hase 20-30, Fasan 10-20 beides sehr zurückhaltend, Rehwild 10, 
Enten und  Gänse verschieden, keine große Strecke,  Füchse jährlich um die 10.
Rebhühner noch zwei drei kleine Ketten vorhanden, werden seit den 80 er Jahren nicht mehr bejagt.

Vor hundert Jahren  viele Hasen, viele Rebhühner, geschätzte Strecke nach den Aufzeichnungen 60-100 Hasen in Leezdorf, Hühner ähnlich.
Nur ein Abschuss Graugans in 20 Jahren,  kein Rehwild, eher wenig Enten, Füchse vier Gehecke in 20 Jahren, nur ein ausgewachsener Fuchs, viele Katzen, Birkwild da aber schon damals selten.
Mich hat sehr verwundert, dass keine Krähen, Greifvögel, Steinmarder oder Iltisse verzeichnet sind.
Vereinzelt Fasane ab 1911, ab 1914 öfter anzutreffen.

Bemerkungen:

Der Besatz ist in den Kriegsjahren nicht besonders zurückgegangen. Erst danach scheint die Bevölkerung sich auch ohne Jagdschein mit Wild versorgt zu haben. Die Strecken gehen deutlich zurück. 
Es ist natürlich möglich, dass Bruns in einzelnen Jahren weniger als in anderen zur Jagd war, wahrscheinlich eher nicht. Damit wird deutlich, welche Schwankungen im Wildbestand auch damals da waren. Betrachten wir nicht die Notjahre wird das klar:

Hase  1908 – 28   1913 – 36 1914 – 94 1912 – 78
Rebhuhn  1909 – 15 1907 – 27 1915 – 107 1918 - 116
 

             

 


 


1914 erlegt Bruns auf einmal 27 Hähne, davor fast keine. Ein Grund liegt darin, dass er zum ersten Mal öfter in Halbemond auf Jagd ist und es dort anscheinend viel mehr Hähne gibt. Hier sehen wir, dass Rückschauen auch immer nur einen Teil der Wahrheit abbilden. Allerdings ist er 1915 nicht mehr in Halbemond gewesen, jetzt sind auch in Leezdorf 13 Hähne auf der Strecke. 
1915 vermerkt er eine Dublette auf Birkwild.
Ab 1924 werden die Eintragungen weniger und hören 1926 auf. 1923 konnte er wegen Krankheit nicht auf die Jagd gehen.

 

 

 

 

 

Ob Bruns jedes Mal den ganzen Tag unterwegs war, wissen wir nicht.
Auch wird es Tage gegeben haben, an denen er nichts erlegt hat.
Wir sehen, er war viel auf der Jagd.
Dabei sind die Strecken die er täglich macht hoch aber in den Erzählungen von früher kommen dann doch viele zu höheren Zahlen, die wahrscheinlich auch damals selten waren oder in der Erinnerung angestiegen sind.

Berichte, dass an den ersten Tagen auf Rebhühner 20 oder 30 Stück pro Jäger nicht so selten waren, bestätigen
Zahlen Bruns nicht.

Erst 1911 erlegt er seinen ersten Fasan.

 

 

 

 

 

 

 

In den Aufzeichnungen ist an keiner Stelle Rehwild vermerkt.

Bruns kommt viel rum.

Hasselt, Angerheim, Wirdummer Neuland, Kloster Appingen, Theene, Sande, Halbemond, Gr. Meer, Schoonorth, Bedekaspel, Burhafer Meer, Steenfelde und viele weitere.

Er bemerkt, dass er die Elstern im Frühjahr nicht mitgezählt hat, deren Nester er ausgeschossen hat.

Von Krähen, Iltis, Steinmarder, Greife, gibt es keinen Hinweis.

Alles deutet darauf hin, dass er auch diese vermerkt hätte, wenn er sie da gewesen sind.

 

 

 

 

 

 

Anzeige in Wild und Hund 1919

Ein Fuchs war ein Monatsgehalt.

 

Im Krieg wurde der Preis für das Wild festgesetzt.

Wenn Bruns im Wildhandel pro Hasen 5 Mark

bekommen hat und er oft 4 Hasen am Tag erlegte,

bekam er dafür 20 Mark.

Das war viel Geld, betrug das 

Durchschnittsentgelt eines Arbeitsnehmers

1915 jährlich 1178 Mark oder im Monat 100 Mark.

 

 

 

 


 

1925 schreibt Wilhelm Bruns, dass er wegen Erkrankung nicht zur Jagd gehen konnte.

1926 erlegt er noch 4 Hasen und 2 Hühner. Danach hören die Aufzeichnungen auf.

 

 

 

 

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