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G r a b e n i s t a
n g e s a g t
Bei der Enokjagd unter Tage lassen sich Erfahrungen mit dem
Fuchs kaum nutzen. Die wohl wichtigste Erkenntnis: Marderhunde springen so
gut wie nie. Nur in Ausnahmefällen kommt es vor, dass einer der Marderhunde
- wenn der andere vom Hund bedrängt wird - den Bau „klammheimlich"
verlässt. Von 78 Marderhunden sprangen lediglich zwei innerhalb von 15
Minuten. Die Konsequenz: Enok lässt sich nur per Einschlag aus dem Bau
holen. Graben ist angesagt
Schlieft der Vierbeiner ein, zeigt es sich, dass der Marderhund nur selten in
einen Endkessel oder eine Sackröhre ausweicht. In der Regel stellt er sich
mitten in einem ganz normalen Gang. Die Position lässt sich durch Peilung
sicher orten. Etwa 15 Minuten nach Einschliefen des Hundes wird gepeilt. Ist
die Stelle fixiert, wird über oder knapp hinter
dem Hund mit dem Einschlag begonnen. Je nach Bonbeschaffenheit und Tiefe ist
das eine mehr oder minder schweißtreibende Arbeit. Zwischendurch empfiehlt
es sich, immer wieder auf das Peilgerät zu achten. Marderhunde neigen dazu,
keine Endröhre anzunehmen. Beim Anstechen der Röhre kann es passieren, dass
er bis zu einem Meter zurückweicht, um sich erneut festzusetzen. Dann heißt
es, einen neuen Einschlag führen bzw. hinterhergraben.
Erfahrene Hunde fassen den Marderhund er im Moment des Röhrenanstichs und
halten ihn fest. Während dieser Prozedur kann ein Zweiter Enok in Richtung
Röhrenausgang zurückweichen, herausäugen und wieder im Bau verschwinden.
Gelingt es dem Teckel, den Enok am zurückweichen zu
hindern, wird die Röhre geöffnet, der Hund mit dem Spaten abgeschiebert und
anschließend abgenommen. Der Marderhund wird am Rücken ergriffen (er ist
nicht besonders wehrhaft) und mit einer Kleinkaliberpistole erlegt. Die
Flinte kommt nur ausnahmsweise zum Einsatz.
Dabei zeigt sich, dass es sich in Altbauen, wie es sie
mitunter in Feldgehölzen und Gemarkungshecken gibt, schwierig jagen lässt.
Meist handelt es sich um Dachsburgen, die Enok mit Grimbart teilt oder allein
bewohnt. Einschläge von zwei Metern Tiefe und mehr, mitunter durch zähe
Lehmschichten, sind keine Seltenheit. Lesesteinhaufen geben solchen
Unternehmungen einen zusätzlichen Erschwernisgrad. Auf andere Art tückisch
erweisen sich Sand und Kies. Sicherheitsmaßregeln, wie sie bei Schachtungen
üblich sind, müssen bedacht werden. Dass die Baue durch die gegrabenen
Einschläge zerstört werden, trifft beim Einsatz eines Hundes mit Sender
nicht zu. Im letzten Jahr wurden aus einem Bau innerhalb von sechs Wochen, im
Abstand von 14 Tagen zuerst 2 Dachse, dann 2 Marderhunde und zuletzt ein
Dachs gegraben. Wer den Marderhund unter Tage erbeuten will, sollte deshalb
nicht nur bei guter Kondition sein (gilt auch für die Hunde), sondern über
bestes Schanzzeug verfügen.
Manchmal lassen Hunde die gut auf Dachs oder Fuchs arbeiten
beim ersten aufeinandertreffen den Marderhund links liegen. Sie sehen in ihm
keine wirkliche Jagdbeute. Sicher liegt es an der unbekannten Witterung und
dem sich oft tot stellenden Enok. Besonders in ausweglosen Situationen
passiert es öfter, z.B. wenn ihn ein großer Vorstehhund gefasst und
geschüttelt hat. Sie kommen nur dann zur Strecke, wenn
der Hund die Beute seinem Herrn apportiert. Der Hundeführer sollte den
abgenommenen Marderhund sehr gut im Auge behalten. Es wäre nicht der erste,
der sich nach einiger Zeit wieder in Richtung Deckung in Bewegung setzt. Da
Enoks vornehmlich reich verzweigte Baue annehmen und Füchse fast nie
zusammen mit dem Marderhund stecken, werden die Rotröcke häufig in Feldbaue
mit lediglich einer Röhre abgedrängt. Aus diesem Grund ist in Gebieten, in
denen der Enok vorkommt, auch das Fuchssprengen kaum mehr möglich. Unterm
Strich ist die Erdjagd auf Marderhunde ein anspruchsvolles und spannendes
Jägerhandwerk, von dem häufiger Gebrauch gemacht werden sollte. Die immer
wieder ins Feld geführte Gefährlichkeit des Marderhundes gegenüber
Bauhunden ist völlig übertrieben. Das der Hund den Enok allerdings im Bau
abwürgt, dürfte wegen der langen, dichten Behaarung kaum möglich sein.
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